Mit der Großelterngeneration verbinden wir in der Regel positive Gefühle und Erinnerungen. Ob nun das lange Aufbleiben am Abend, die oftmals unbegrenzte Zuckerzufuhr oder ganz einfach das beste Essen der Welt – der Besuch bei den Großeltern war meistens eine unbeschwerte und glückliche Zeit. Das liegt mitunter daran, dass die Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern unbelasteter ist als zwischen Eltern und Kindern. Man muss nicht die alltäglichen Konflikte austragen, da die Großeltern primär für Spaß und Freizeitgestaltung zuständig und in vielen Situationen nachsichtiger sind als die Eltern, die ihren Erziehungsauftrag erfüllen wollen und manches etwas konsequenter handhaben. Oft sind die etwas strengeren Eltern später umso nachsichtigere Großeltern, was wohl daran liegt, dass Großeltern von Grund auf eine andere Rolle erfüllen sollen – nämlich zu verwöhnen.

Das macht Spaß! Der Besuch bei Oma und Opa bedeutet für viele Enkelkinder eine unbeschwerte und glückliche Zeit.
Die positiven Erfahrungen, die das geborgene Heim der eigenen Großeltern bietet, bleiben immer mehr Kindern verwehrt, da sich mit der Zeit auch die familiären und gesellschaftlichen Strukturen verändert haben. Während sich die Großeltern vor 50 Jahren noch vollständig den Bedürfnissen der Enkel widmen konnten, wohnen Oma und Opa heute zum Teil weit entfernt und sind häufig noch berufstätig. Studien beweisen, dass die Paare mit Kindern am glücklichsten sind, die in der Nähe der Großeltern wohnen – ein Fakt, den viele Eltern sicher unterschreiben würden. Geografische Nähe lässt eben mehr Hilfe und Unterstützung zu, als es über die Distanz möglich wäre. Auch eine emotionale Distanz und unterschiedliche Vorstellungen vom Leben können zum Problem werden. Oft können sich die „Jungen“ nur schwer in die Lebenswelt der „Alten“ hineinversetzen
und umgekehrt. Während die Älteren (wie wohl schon alle Generationen zuvor) den zunehmenden moralischen
Zerfall der Jugend beklagen, wehren sich die jüngeren Generationen gegen die Bevormundung durch ältere Familienmitglieder.
So ist die Beziehung zwischen den Generationen ein Quell starker Verbundenheit und birgt gleichzeitig viel Konfliktpotenzial. Aus diesem Grund ist die Generationenfrage eines der ältesten Themen, aber heute aktueller denn je: Der demografische Wandel ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Jung und Alt einander helfend zur Seite stehen. Wie solche Unterstützung und Verbundenheit zwischen den Generationen aussehen kann, zeigen die persönlichen Geschichten unseres Dossiers, die von Vorbildern, Freiräumen und besonderen Bindungen erzählen.