Haben Sie auch schon mal versucht, weniger Zeit am Smartphone zu verbringen? Der Umgang mit dem digitalen Begleiter ist bei vielen von uns nicht unbedingt vorbildlich: Oft geht schon morgens der erste Griff zum Smartphone und auch abends starren wir mit müden Augen aufs Display. Und zwischendrin sowieso: Durchschnittlich 100-mal schauen wir täglich aufs Handy. Im Schnitt kommen fast vier Stunden täglich zusammen, die wir für Messenger, Facebook oder News nutzen. Dabei wird nicht nur geklickt und getippt, sondern auch sehr viel gescrollt: Rund 173 Meter legen die Deutschen täglich mit Daumen oder Zeigefinger auf dem Bildschirm zurück (Studie aus 2019). Eine ganze Menge, oder?
MOMENTE FÜR DIE EWIGKEIT
Der Griff zum Handy ist oft eine kleine Flucht aus dem Hier und Jetzt: weil unsere Gedanken an To-dos hängen, weil uns langweilig ist, weil wir öde Wartezeiten „nutzen“ möchten. Auch die Tatsache, dass wir mit der Smartphonekamera jederzeit Momente für die Zukunft festhalten können, verhindert manchmal, dass wir richtig in der Gegenwart sind. Doch gerade als Eltern haben wir eine Vorbildfunktion für die jüngere Generation. Sehe ich mein Kind wirklich, wenn es auf dem Spielplatz schaukelt, oder bleibt ein Display zwischen uns? Was Kinder wie Erwachsene gleichermaßen brauchen, sind Zuwendung, Aufmerksamkeit, Augenkontakt, Dialog und Rückmeldung. Und das alles kann nur gegeben sein, wenn wir im Moment des Erlebens voll anwesend sind. Die meisten Schnappschüsse verschwinden langfristig ohnehin in der schier endlosen, immer weiter wachsenden Bildergalerie. Noch ein Nachteil: Wird das Handy öfter als Kamera benutzt, schaut man auch mal schnell nach neuen Nachrichten und bleibt eventuell länger am Bildschirm hängen als gewollt.
GLEICHES RECHT FÜR ALLE?
Während es für Kinder offizielle Empfehlungen für Bildschirmzeiten gibt (siehe nächste Seite), die jede Familie individuell auslegen kann, sind wir Erwachsenen auf uns gestellt. Konsens ist, dass zu viel Bildschirmzeit in Kombination mit zu wenig Bewegung und schlechter Ernährung schädlich für die Entwicklung von Heranwachsenden ist und Krankheiten wie Adipositas oder Typ-2-Diabetes begünstigt. Entscheidend sind nicht nur Dauer und Inhalte des Konsums, sondern auch die Gestaltung des restlichen Tages und die Lebensumstände an sich. Natürlich gelten für Kinder und Jugendliche in vielen Lebensbereichen andere Regeln als für Erwachsene – das ist richtig so. Aber wir können von ihnen keinen bewussten, eingeschränkten Umgang mit Bildschirmmedien verlangen, wenn wir ihn selbst nicht vorleben und einhalten. Dazu gehört, sein eigenes Verhalten zu reflektieren: Wenn wir gefühlt nie Zeit für ein Buch, für Sport oder für ein privates Projekt haben, aber aus „nur mal schnell Nachrichten checken“ regelmäßig eine halbe Stunde wird, stimmen vielleicht die Prioritäten nicht und wir könnten diese überdenken.