Schwangerschaft ist eine schöne und erfüllte Zeit; eine Geburt ist ein freudiges Ereignis; Schwangere und junge Mütter sind fröhlich und glücklich – so eine weit verbreitete Meinung. Kann das auch anders sein? Können schwangere Frauen und junge Eltern auch anders empfinden? Ermüdende Traurigkeit während der Schwangerschaft und ein anhaltendes Stimmungstief nach einer Geburt sind immer noch Tabuthemen, die oft hinter verschlossenen Türen erlitten werden. Dadurch wird der Start in diese neue Lebensphase für Mutter und Kind unnötig schwer. Und wenn es nicht nur um ein Stimmungstief (depressive Verstimmung) geht, sondern eine Depression, also eine psychische Krankheit entstanden ist, wird es für die Betroffenen noch schwerer. Diese Depression sollte von der (meist kürzeren und weniger ausgeprägten) Verstimmung abgegrenzt werden. Das ist nicht immer einfach und erfordert den geschulten Sachverstand des Psychiaters, der hier gefragt ist.

Wie äußert sich die Depression?
Für die Angehörigen und das Umfeld der Betroffenen sollte spätestens dann an fachkundige, ärztliche Hilfe weitergeleitet werden, wenn die Stimmungslage der Betroffenen sich gar nicht mehr aufhellt, für nahestehende Menschen kaum mehr nachvollziehbar ist und auch nicht durch Dinge verändert werden kann, die früher positiv und freudig erlebt wurden. Oft ist dann auch der Kontakt erschwert und die Kommunikation mühsam. Das sollte Angehörige aber nicht dazu verleiten, sich zurückzuziehen. Der Alltag ist für die Betroffenen dann nicht mehr zu bewältigen – für Eltern mit einem kleinen Baby ein großes Problem. Depressionen im Wochenbett können auch schubweise auftreten, das Erscheinungsbild ist dann nicht durchgehend vorhanden, was die Diagnose und auch die Einleitung einer Behandlung oft schwieriger macht.
Wie kommt es zur Depression?
Schwere Depressionen haben immer auch einen biologischen, einen körperlichen Hintergrund. Wir wissen inzwischen, dass Depressionen bei manchen Menschen als mögliche Erkrankung wahrscheinlicher sind als bei andern – hier spielen nach heutigen Erkenntnissen auch genetische Faktoren und deren Stärkung oder Schwächung im Laufe des bisherigen Lebens eine große Rolle.
In der Schwangerschaft und vor allem im Wochenbett kommen starke hormonelle Veränderungen dazu, die körperlich für alle Frauen zu spüren sind, positiv oder auch lästig, die aber auch großen Einfluss auf unsere psychische Verfassung haben, denn wir Menschen werden durch unsere Hormone beeinflusst, ob uns das gefällt oder nicht. Der Abfall der Hormonspiegel im Blut, den Frauen nach der Geburt erleben, ist deutlich stärker als die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren!