Lädt...
arrow-down arrow-left arrow-right arrow-top search arrow-thin-right arrow-thin-left chevron-thin-down chevron-thin-up email instagram facebook youtube twitter remove quote www

Haarausfall bei Frauen

Welche Ursachen stecken dahinter?

Haarausfall bei Frauen

Ein vielschichtiges Problem – die Ursachen für Haarausfall können aus ganz verschiedenen Bereichen kommen! Dr. med. Klaus-Henning Kraft beantwortet einige Fragen und zeigt auf, welche Gründe möglich sind.

In meine Familie verlieren viele Männer die Haare früh und auch die Frauen haben mit zunehmenden Jahren eher dünnes Haar. Werde ich auch betroffen sein?

Unsere Erbanlagen bestimmen auch diesen Teil unseres Lebens. Dies betrifft unsere ursprüngliche Ausstattung mit mehr oder weniger dichten Haaren, die innerhalb der Familie vererbt wird. Dies hat einen individuellen Anteil, der sich von Familie zu Familie unterscheiden kann, außerdem ist die Dichte der Haare auch regional unterschiedlich. In Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung stellen dichte Haare einen guten Schutz vor schädlichen UV-Strahlen dar, deshalb hat die Evolution über viele Jahrhunderte dafür gesorgt, dass die Menschen in Ländern mit viel Sonne meist dichteres Kopfhaar haben.

Eine weitere Rolle spielt unsere anlagebedingte Empfindlichkeit für das Hormon „DHT“ (DiHydroTestosteron), welches im männlichen und im weiblichen Körper vorkommt. DHT bringt Haarwurzeln zum vorzeitigen Altern und verkürzt damit die Lebensdauer des einzelnen Haares. Unsere Erbanlagen können wir uns nicht aussuchen: In manchen Familien haben fast alle Männer eine „Glatze“ und viele ältere Frauen eher schütteres Haar. Sie sind überempfindlich gegen DHT. Bei Überempfindlichkeit gegen DHT kann in einigen Fällen der Wirkstoff Minoxidil Hilfe bieten (lokale Anwendung).

Warum verliere ich seit der Geburt meines Kindes so viele Haare? Meine Haarbürste ist jeden Morgen voll davon!

Hormone spielen für unsere Haare eine große Rolle. Vereinfacht kann man sagen, dass weibliche Hormone den Haarwuchs fördern, männliche ihn eher hemmen. Eine deutliche Verminderung des körpereigenen Spiegels an weiblichen Hormonen bei natürlichen Prozessen, zum Beispiel nach der Entbindung oder zu Beginn der Wechseljahre, kann zu sichtbarem Haarausfall führen. Nach der Geburt erholt sich der Hormonspiegel spätestens nach Ende der Stillperiode wieder, nach den Wechseljahren ist ein niedrigerer Hormonspiegel normal und auch von Dauer. Wenn die Veränderungen für die Betroffene belastend sind, ist zum Beispiel eine meist gut verträgliche lokale Hormontherapie möglich. Die Einnahme von Hormonpräparaten ist eher selten sinnvoll und sollte mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt besprochen werden, da hier deutlich mehr Nebenwirkungen zu beachten sind.

Eine besondere Rolle spielen Schwankungen im Hormonspiegel, die durch Medikamente bedingt sein können (unter anderen auch die Anti-Baby-Pille). Ob ein Wechsel eines verordneten Medikamentes oder eine zusätzliche medikamentöse Behandlung sinnvoll sein kann, sollte ärztlich entschieden werden.

Hormonelle Ursachen können auch in einer Fehlfunktion der Schilddrüse begründet sein; zur Abklärung eines auffälligen Haarausfalls gehört deshalb auch eine Kontrolle der Schilddrüsen-Hormone.

Kann ich den Haarwuchs durch gute Ernährung verbessern?

Auf jeden Fall. Zu achten ist auf ausreichend Calcium und Proteine (Eiweiß). Werden genügend Eisen, Zink und Vitamine zugeführt? Besteht ein Mangel an Folsäure? Es sollte versucht werden, durch eine ausgewogene Ernährung dem Körper und den Haaren das zu geben, was sie brauchen.

Günstig sind Quark, Joghurt und Käse, außerdem Gemüse, Obst und Nüsse. Bei den Nüssen sollten die Sorten abgewechselt werden, Zufuhr möglichst ohne Salz und in kleinen Mengen.

Nahrungsergänzungsmittel für besseren Haarwuchs enthalten meist die oben genannten Inhaltsstoffe in konzentrierter Form. Die Einnahme ist zunächst einfacher, als die eigene Ernährung umzustellen. Allerdings kann unser Körper bestimmte Stoffe nur in kleinen Mengen aufnehmen und verarbeiten, auch eine mögliche Überdosierung bei langfristiger Einnahme muss berücksichtigt werden.

Derzeit bin ich beruflich sehr belastet. Kann das den Haarwuchs verschlechtern?

Dass unsere Lebensweise Einfluss auf die Gesundheit hat, wissen wir; es gilt auch für die Haare. Frische Luft (Sauerstoff), gute Durchblutung (Sport) und Zeit, in der Körper und Haut sich regenerieren können (Schlaf, Entspannung) sind wichtig.

Deshalb ist Stress ein bekannter Risikofaktor für den Haarwuchs, weil die Regeneration zu kurz kommt. Diese Erfahrung machen viele Menschen. Abhilfe ist hier oft schwer, denn nicht alle Belastungen können aus eigener Entscheidung heraus abgestellt werden. Betroffene sollten sich jedoch fragen, welche Aktivitäten wirklich unabdingbar sind und ob andere vielleicht reduziert werden können. So können auch Zeitfenster für Entspannungsübungen und vielleicht sogar für ein paar Tage zum Relaxen entstehen.

Der absolute Feind des gesunden Haarwuchses ist das Nikotin, denn es vermindert die Durchblutung, insbesondere im Bereich der feinen Gefäße (Kapillaren), wie sie in der Haut und Kopfhaut vorhanden sind – die Haarwurzeln sterben schneller ab. Die Regeneration der Blutgefäße nach Beendigung des Konsums kann allerdings Jahre dauern; im fortgeschrittenen Alter ist der Körper zu echter Regeneration dann auch nicht mehr in der Lage.

Gibt es noch andere Ursachen für Haarausfall?

Auch Krankheiten können Gründe sein: eine schlecht eingestellte Zuckererkrankung, Hautkrankheiten (z. B. Infektionen, Entzündungen der Kopfhaut, Schuppenflechte u. a. m.) und auch Auto-Immun-Krankheiten, die vermutlich auch für den sogenannten „kreisrunden“ Haarausfall verantwortlich sind. Tumore und ihre Bekämpfung kosten den Körper sehr viel Kraft und verschlechtern deshalb auch den Haarwuchs – besonders gilt das natürlich für Therapien mit Zytostatika (Chemotherapie).

Was tun bei Haarausfall?

In vielen Fällen gibt es nicht nur einen Grund und Betroffene können anhand der hier dargelegten möglichen Ursachen überlegen, was sie für sich selbst verbessern können. Medikamentöse Therapien sollten nur nach ärztlicher Rücksprache geändert oder begonnen werden, denn insbesondere Hormone haben ein breites Spektrum an Wirkungen und Nebenwirkungen und sind nicht immer zur Behandlung geeignet.

Bei der Erfolgskontrolle einer Therapie sollte berücksichtigt werden, dass der Haar-Zyklus recht lange dauert – Effekte sind frühestens nach 3–4 Monaten zu erwarten.

Vorsicht ist geboten bei „Wunderkapseln“ aus dem Internet, die oft hoch wirksame Medikamente enthalten, oder bei der Anwendung von „naturidentischen“ Hormonpräparaten, die individuell angefertigt werden und eher teuer sind. Sie unterliegen keiner sicheren Qualitätskontrolle und haben die gleichen Wirkungen und Nebenwirkungen wie andere Hormonpräparate auch.

DR. KLAUS-HENNING KRAFT ist Apotheker und Frauenarzt in eigener Praxis in Saarbrücken-Dudweiler. Seine Schwerpunkte sind Hormondiagnostik, Mammadiagnostik und Zytologie. Er ist außerdem Träger der Carl-Erich-Alken-Medaille der Ärztekammer des Saarlandes.

Weitere Informationen unter frauenaerzte-am-dudoplatz.de.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Gesundheitskooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und Globus entstanden. Zu jedem 15. des Monats finden Sie in unserem ­mio-Online-Magazin einen aktuellen Beitrag rund ums Thema Gesundheit.

Weitere Gesundheitsinformationen finden Sie direkt bei der Kassenärztlichen Vereinigung:

Hier geht‘s zum Angebot der KV Saarland.