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Meditation

Zwischen Yoga und Wissenschaft

Meditation

An was denken Sie, wenn Sie das Wort Meditation hören? An eine bestimmte Sitzweise? An indische Yogis? An Sportler, die sich vor einem Wettkampf konzentrieren? Alles ist richtig!

Was ist Meditation?

Man kann sagen, dass Meditation ein Grundbedürfnis vieler Menschen ist. Es ist zunächst einfach der Wunsch, innezuhalten und Ruhe zu finden.

Deshalb findet sich Meditation in allen Kulturen, Weltanschauungen und Religionen. In einigen Religionen gehört Meditation zur Religionsausübung und dient einerseits der Erleuchtung sowie andererseits dem Erfahren des Göttlichen.

Meditation ist aber nicht nur eine religiöse Praxis, sondern eine Erfahrungs- und Lebensform, die dem allgemeinen Wohlbefinden dient und bei der das gegenwärtige Erleben im Vordergrund steht. Ziel ist es, einen Bewusstseinszustand zu erreichen, der frei von Wertungen und beängstigenden Gefühlen ist. Eine totale und tiefe Entspannung.

Gibt es „die“ Meditation?

Es gibt nicht die eine Meditation. Es gibt viele verschiedene Arten, Techniken und Methoden der Meditation, je nachdem, in welchem Kulturkreis und in welcher Schule sie sich entwickelt hat. Bekannte Formen der Meditation sind zum Beispiel Yoga, Autogenes Training, Zen, Exerzitien.

Bei allen Meditationsformen geht es darum, die vielen Gedanken, die in unserem Kopf schwirren, zur Ruhe zu bringen. Das Ergebnis ist ein Gefühl der Ruhe, der inneren Freiheit.

Die Anfänge der Meditation reichen mehrere tausend Jahre zurück und finden sich in Asien. In der westlichen Welt wurde das Meditieren in den 1970er-Jahren immer bekannter, vor allem unter dem Namen „Transzendentale Meditation“. Die teilweise recht exotisch wirkenden Ausprägungen, wie das Versprechen, fliegen zu können, haben zum schillernden Image der Meditation beigetragen. Zu unrecht. Man sollte die Methode der Meditation von teilweise sehr handfesten wirtschaftlichen Interessen der Meditationsschulen trennen.

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Techniken der Meditation: Erstens die körperlich passive und stille Ruhe-Meditation im Sitzen oder Liegen und zweitens die körperlich aktive Meditation, die mit Aktivitäten wie Wandern oder Tanzen, Sprechen, Beten, Musik hören oder anderen Übungen verbunden wird.

Was bewirkt Meditation?

Meditation bewirkt, dass wir aus dem Aktivmodus des Denkens in den Passivmodus des Empfangens gelangen. Schon bei den ersten Versuchen merkt der Meditierende rasch eine innere Beruhigung, einen langsameren Herzschlag oder eine ruhigere Atmung. Nach einiger Übung werden belastende Erfahrungen oder Gefühle immer unwichtiger. Tiefe Entspannung führt auch zu klarerem Wahrnehmen. Das kann man sich zunutze machen, um Visualisierungen und Bilderreisen zu unternehmen. Man kann sich beispielsweise selbst als Kind in der Vergangenheit treffen oder auch in der Zukunft in ein paar Jahren. Manchen Menschen gelingt es sogar, sich Hilfe zu holen durch die Vorstellung, mit einer vertrauten Person ein Problem zu besprechen.

Lässt sich der Erfolg der Meditation wissenschaftlich messen?

Schon seit den 1990er-Jahren gibt es zahlreiche Studien und wissenschaftliche Untersuchungen über die positiven Wirkungen der Meditation. Seit 2001 finden jährliche Kongresse zum Thema „Meditation und Wissenschaft“ statt, ausgerichtet von internationalen Fachgesellschaften. Die Ergebnisse belegen klar positive Auswirkungen auf Stimmung und Lebenszufriedenheit.

Interessant sind auch die positiven Effekte auf den Körper: Beruhigung des vegetativen Nervensystems, Senkung des Blutdrucks, Verringerung der Herzfrequenz, positive Wirkungen auf die Cholesterinwerte.

Die auf Meditation zurückgehende Stressreduktion ist ein anerkanntes Psychotherapieverfahren, das Einzug in die Behandlungsleitlinien in USA und Deutschland gefunden hat. Es wurden sogar Effekte auf molekularer Ebene gefunden, die nahelegen, dass durch Meditation und dem damit erzielten Stressabbau eine Lebensverlängerung zu erreichen ist.

Ist Meditation für mich geeignet?

Meditation ist für fast jeden geeignet und empfehlenswert. Warum? Unser Gehirn ist sehr offen für Neues und liebt Abwechslung. In unserer medialen Welt gibt es allerdings ein Überangebot an Reizen. Für den Zustand des Nichtdenkens ist kaum noch Platz. Deshalb sollten wir uns dafür ganz bewusst Zeit und Raum schaffen – eine Möglichkeit dazu bietet die Meditation.

Unser Alltagsbewusstsein ist vorwiegend mit dem Erfüllen von Aufträgen und Aufgaben beschäftigt. Dabei können wir oft nicht zwischen Wichtigem und Dringlichem unterscheiden. Um diese Anforderungen im Privaten, im Beruf und selbst in der Freizeit zu bewältigen, müssen wir viel denken und organisieren. Meditieren hilft uns, zu erkennen, was wir selbst wirklich brauchen und was wir glauben für andere tun zu müssen.

Meditation bewirkt eine Beruhigung und dient dem allgemeinen Wohlbefinden. Meditation braucht ein wenig Übung, dazu können auch Hilfsmittel angewendet werden. Jeder kennt das Mantra der Hindus („Om“), aber auch der Rosenkranz der Christen und das Komboloi der Griechen sind Konzentrationshilfen.

In den fernöstlichen Religionen und Weltanschauungen ist Meditieren ein Bestandteil des Alltags, in westlichen Religionen und Lebensweisen wird es weit weniger praktiziert. Deshalb kommt uns beim Thema Meditation oft das Bild des meditierenden Buddha in den Kopf. Außerdem verbinden wir im Westen damit eine Alltagsübung oder ein Entspannungsverfahren bis hin zu einer speziellen Psychotherapie.

Wie und wo kann ich lernen zu meditieren?

Meditation kann gelernt werden. Es ist durchaus möglich, diese mit Hilfe von Anleitungen aus Büchern oder aus dem Internet auszuprobieren und zu lernen, z.B. bei 7Mind. Wenn Sie lieber unter persönlicher Anleitung üben möchten, finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren einen unverbindlichen Überblick über entsprechende Trainer. Außerdem bieten unter anderem auch Yogaschulen, Volkshochschulen, buddhistische Zentren oder Seminarzentren Meditationskurse an. Achten Sie auf eine entsprechende Qualifikation und Erfahrung des Lehrers. Auch bei Ihrer Krankenkasse können Sie nach Kursen und Informationen fragen.

Hilfreich ist Meditation aber nur, wenn man sie regelmäßig durchführt, am besten zu festgelegten Zeiten.

Übrigens: Ganz viele Menschen haben schon einmal „meditiert“, ohne es so genannt zu haben. Das kann sein, wenn man auf der Couch die Seele baumeln lässt, einfach einmal nichts tut, sich am Schönen der Natur oder Kultur erfreut. Dies wird als Kontemplation bezeichnet und ist eine Methode des Meditierens.

Probieren Sie es selbst doch einmal aus:

Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit, schaffen Sie einen Raum, in dem Sie nicht gestört werden, legen Sie Ihr Handy – auf stumm geschaltet – beiseite. Setzen Sie sich bequem hin – zum Beispiel auf einen Stuhl, auf ein Kissen oder auf das Sofa. Schließen Sie die Augen und horchen Sie in sich hinein. Versuchen Sie, aktuelle Gedanken vorbeiziehen zu lassen, wie ein Zug vorbeifährt. Lassen Sie dennoch alles zu und versuchen Sie, sich nicht über irgendetwas zu ärgern, wie über körperliche Missempfindungen, quirlige und sorgenvolle Gedanken oder die Punkte auf der To-do-Liste. Wenn Sie das ohne Wertung geschehen lassen, werden Sie merken, dass noch ganz andere Bilder oder Empfindungen auftauchen. Das ist schon der Beginn einer Meditation.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg bei der Suche nach Ruhe und Entspannung.

Ihr
Hans-Thomas Eder

DR. MED. HANS-THOMAS EDER ist Facharzt für Neurologie, Psychiatrie sowie Psychotherapie und seit 1992 in eigener Facharzt-Praxis niedergelassen. Er ist Mitglied in DGPPN, DGN, BVDN sowie in der Gutachtenkommission für Fragen der ärztlichen Haftpflicht und Facharztprüfer bei der Ärztekammer des Saarlandes.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Gesundheitskooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und Globus entstanden. Zu jedem 15. des Monats finden Sie in unserem ­mio-Online-Magazin einen aktuellen Beitrag rund ums Thema Gesundheit.

Weitere Gesundheitsinformationen finden Sie direkt bei der Kassenärztlichen Vereinigung:

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