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Unterschied zwischen Vorsorge und Früherkennung

Welche Maßnahmen und Untersuchungen sind sinnvoll?

Unterschied zwischen Vorsorge und Früherkennung

Prävention allein kann manche Krankheiten nicht verhindern – hier kommt die Früherkennung ins Spiel. Wie ergänzen sich die beiden? Welche Maßnahmen und Untersuchungen sind sinnvoll? Dr. med. Thomas Stolz klärt auf.

„Vorsorgen ist besser als bohren.“ Viele kennen noch diesen (leicht abgewandelten) Slogan eines Herstellers von Zahncreme aus den 70er-Jahren. Und was ist mit Früherkennen? Ist es genauso gut oder vielleicht sogar besser? Was verbindet Vorsorge und Früherkennung? Und was unterscheidet diese beiden?

Früherkennung macht erfolgreiche Behandlung möglich

Als Früherkennung bezeichnet man alle Maßnahmen, die das Ziel haben, eine Erkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen. Der Sinn einer solchen Früherkennung liegt auf der Hand. Alle chronischen Erkrankungen verschlimmern sich mit ihrer Erkrankungsdauer. Gleich ob es sich um degenerative Erkrankungen wie Arthrose oder Bandscheibenschäden, entzündliche Erkrankungen wie Rheuma oder chronische Hepatitiden, die klassischen Volkskrankheiten Übergewicht, Hochdruck, Diabetes und Arteriosklerose der Herz- und Hirngefäße oder um Tumorerkrankungen handelt: Mit zunehmender Erkrankungsdauer schreitet auch die Erkrankung selbst voran, die von ihr hervorgerufenen Schädigungen nehmen zu und im gleichen Maße verringern sich die Behandlungsmöglichkeiten und die Chancen auf eine Heilung sinken. Es sollte daher im Interesse eines jeden liegen, so früh wie möglich eine bereits eingetretene Erkrankung bei sich zu erkennen, um eine bestmögliche Behandlung und einen größtmöglichen Therapieerfolg zu gewährleisten.

Präventive Maßnahmen können manche Krankheiten vermeiden

Alleine mit der Möglichkeit der Früherkennung von Erkrankungen sollte man sich aber nicht zufriedengeben. Denn noch besser ist es natürlich, Erkrankungen dort, wo dies möglich ist, überhaupt nicht erst entstehen zu lassen, sondern sie komplett zu verhindern. Genau das ist Prävention. Prävention (Krankheitsvorsorge) beschreibt diejenigen Maßnahmen, die geeignet sind, Krankheiten zu verhüten. Dabei handelt es sich nicht nur um spezifische medizinische Prozeduren. Prävention im weiteren Sinne umfasst alle Möglichkeiten einer gesunden Lebensführung. Hierzu gehören eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Nikotin und auf größere Mengen an Alkohol ebenso wie regelmäßige sportliche Aktivität, Stressvermeidung in Beruf und Privatsphäre bis hin zur Pflege von Kontakten und Beziehung. Prävention setzt somit noch vor der Früherkennung an. Wären für alle Erkrankungen verlässliche Präventionsmaßnahmen verfügbar (und würden sie in Anspruch genommen!) würde die (später, erst nach dem Erkrankungsbeginn mögliche) Früherkennung überflüssig.

Vorsorge und Früherkennung als starkes Team

Mit anderen Worten: Prävention oder Vorsorge dient dem Erhalt der Gesundheit, Früherkennung fokussiert hingegen auf die Suche nach frühen Stadien bereits eingetretener Erkrankungen. Wenn hiernach Prävention doch den Königsweg für eine aktive Gesundheitsvorsorge beschreibt – warum gibt es dann überhaupt noch die Früherkennung? Die Antwort ist einfach: Längst nicht für alle Erkrankungen sind spezifische Präventionsmaßnahmen existent. Leider ist eher das Gegenteil der Fall. So ist es bis heute nur bei den wenigsten Krankheiten möglich, vor ihrem Ausbruch eine exakte Prognose abzugeben, ob der Betreffende im Laufe seines Lebens erkranken wird oder eben nicht. In all diesen Fällen muss die Erkrankung also erst auftreten, um sie dann erkennen und behandeln zu können. Handelt es sich hierbei um Erkrankungen, die frühzeitig Beschwerden verursachen, sind Früherkennungsmaßnahmen verzichtbar: Ein Patient mit einer Arthrose im Knie meldet sich aufgrund der frühzeitig einsetzenden Schmerzen selbst bei seinem Arzt.

Verlaufen die Erkrankungen hingegen unbehandelt erfahrungsgemäß längere Zeit asymptomatisch, ist es sinnvoll, gerade auch im symptomfreien Frühstadium aktiv nach ihnen zu fahnden. Prominentes Beispiel hierfür ist der Gesundheits-Check up, bei dem unter anderem auf Diabetes, hohen Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht und Nierenerkrankungen getestet wird. Bei Männern kann über den PSA-Wert die Entwicklung eines Prostatakarzinoms lange Zeit vor dem Auftreten subjektiver Beschwerden erfasst werden. Für Frauen besteht über das gesetzlich verankerte Mammographie-Screening die Chance, Brustkrebsknoten so frühzeitig zu erkennen, dass durch einen operativen Eingriff noch vor einer Streuung der Krebszellen die Heilung von der Krebserkrankung möglich ist. Unabhängig hiervon sollten durch zum Beispiel wöchentliches Abtasten Veränderungen der Brust selbst erfasst werden. Auch das ist Früherkennung.

Vorsorge kann bestimmte Krebsarten verhindern

Das Ideal der Tumorbehandlung bleibt natürlich die Prävention, also die Verhinderung der Entwicklung von Tumorerkrankungen schlechthin. Leider sind wir von diesem Ziel derzeit noch weit entfernt – mit zwei gewichtigen Ausnahmen: Bereits seit den 70er Jahren gehört der Abstrich aus dem Muttermund bei Frauen zum Vorsorgeprogramm. Durch die völlig ungefährliche Entnahme von Zellen können mikroskopisch Veränderungen festgestellt werden, die auf die unmittelbar bevorstehende Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) hinweisen. Durch einen kleinen Eingriff können in diesen Fällen das betroffene Gewebe entfernt und die Krebsentwicklung verhindert werden. Die Häufigkeit dieser Tumorerkrankung ist seit Einführung der Präventionsmaßnahme um über zwei Drittel gesunken. Eine weitere Absenkung der Erkrankungsraten ist mit Einführung der HPV-Impfung für Mädchen in den kommenden Jahren zu erwarten.

Noch eindrucksvoller ist die Bilanz der Darmkrebsprävention: 2002 wurde bundesweit die Vorsorge-Darmspiegelung (Koloskopie) eingeführt. Damit haben Frauen ab dem 55., Männer aufgrund ihres früheren Erkrankungsalters bereits ab dem 50. Lebensjahr zweimal im Abstand von 10 Jahren die Möglichkeit, sich einer kostenlosen Darmspiegelung zu unterziehen. Grundlage des Angebots zu dieser Krebsvorsorgeuntersuchung ist das Phänomen, dass Darmkrebs sich nahezu ausschließlich aus gutartigen Vorstufen, sogenannten Polypen oder Adenomen, entwickelt. Diese sind bereits Jahre vor ihrer Umwandlung in Krebs im Darm durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) nachweisbar und können noch während der Koloskopie schmerzlos entfernt werden. Die Entwicklung von Darmkrebs wird hierdurch zuverlässig verhindert. Jährlich werden durch die Vorsorge-Koloskopie nach epidemiologischen Modellierungen allein in Deutschland mehr als 15.000 Menschenleben gerettet.

Prävention und Früherkennung ergänzen sich also. Beide ermöglichen es uns, lange gesund zu leben. Machen Sie sich beide zunutze!

DR. MED. THOMAS STOLZ ist als Gastroenterologe in Völklingen niedergelassen, in einem internistischen Facharztzentrum mit zusätzlichem kardiologischem und diabetologischem Schwerpunkt. Seine Hobbys sind Gartenarbeit, Radfahren, Bergsteigen und Reisen. Weitere Infos unter www.innere-voelklingen.de

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Gesundheitskooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und Globus entstanden. Zu jedem 15. des Monats finden Sie in unserem ­mio-Online-Magazin einen aktuellen Beitrag rund ums Thema Gesundheit.

Weitere Gesundheitsinformationen finden Sie direkt bei der Kassenärztlichen Vereinigung:

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