Lädt...
arrow-down arrow-left arrow-right arrow-top search arrow-thin-right arrow-thin-left chevron-thin-down chevron-thin-up email instagram facebook youtube twitter remove quote www

Vitamin D

Welche Rolle spielt Vitamin D für den Körper, gerade im Winter?

Vitamin D – das neue Wundermittel?

In der Publikumspresse liest man in den letzten Jahren vermehrt über Vitamin D. Auch in medizinischen Fachzeitschriften sind Studien zu Vitamin D ein häufiges Thema. Welche Rolle spielt es für den Körper, gerade im Winter? Dr. Jutta Dick erklärt die Wirkungsweise und erläutert, wie Sie einem Mangel vorbeugen.

Vitamin D regelt den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und übernimmt eine wichtige Rolle im Knochenaufbau und in der Knochenmineralisation. Zusätzlich hat Vitamin D positive Effekte auf die Muskelfunktion, das Immunsystem, das Herz-Kreislauf-System, die Infektionsabwehr und das Krebsrisiko.

Was ist Vitamin D?

Vitamin D (oder Cholecalciferol) gehört zu den fettlöslichen Vitaminen. Es wird entweder mit der Nahrung zugeführt oder in der Haut unter Einfluss von Sonnenlicht aus einer Vorstufe (7-Dehydrocholesterol) synthetisiert. Da Vitamine definitionsgemäß Stoffe sind, die der Körper nicht selbst herstellen kann, ist Vitamin D strenggenommen kein Vitamin, sondern nimmt eine Sonderstellung ein, da die Vitamin-D-Vorstufe im Körper selbst gebildet wird.

Woher bezieht unser Körper Vitamin D?

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das nur in wenigen Lebensmitteln vorkommt. Zum großen Teil wird Vitamin D in der Haut produziert. Der Körper produziert selbst das sogenannte Provitamin 7-Dehydrocholesterol, das sich vorwiegend in bestimmten Hautschichten befindet. Bei Sonnenbestrahlung der Haut entsteht durch UV-B-Strahlen das Vitamin D3. Vitamin D3 gelangt ins Blut und wird letztendlich in verschiedenen Körpergeweben umgebaut zu Calcitriol (1Alpha,25-Dihydroxycholecalciferol), das eigentliche biologisch aktive Vitamin D.

Zur Historie
Im Jahr 1919 wurden erstmals Zusammenhänge zwischen Rachitis („Englische Krankheit“, ungenügende Knochenmineralisation bei Kindern) und Sonnenbestrahlung oder Bestrahlung mit künstlichem UV-Licht erkannt. Gleichzeitig wurde in Experimenten nachgewiesen, dass Rachitis durch ein Ernährungsdefizit ausgelöst wird und dass sie durch Vitamin-D-haltige Nahrungsmittel, wie Butter, Milch und v.a. durch Lebertran, geheilt werden kann.

Welche Bedeutung hat Vitamin D für den menschlichen Organismus?

Bei Kindern kommt es bei Vitamin-D-Mangel mittelfristig zu einer Rachitis mit Knochenverformung, Störung der Wachstumsfugen, Achsenabweichung und beeinträchtigter Knochenmineralisation. Bei Erwachsenen kommt es zur sogenannten Osteomalazie: Das Risiko einer Osteoporose steigt; daraus resultiert eine erhöhte Knochenbruchgefahr. Außerdem können diffuse Knochen- und Muskelschmerzen oder eine Muskelschwäche auftreten. Ein gestörter Calciumstoffwechsel bei Vitamin-D-Mangel kann sich auch am Nervensystem äußern mit Neigung zur Tetanie (Übererregbarkeit der Nerven und Muskeln), mit abgeschwächtem Muskeltonus oder mit allgemeiner motorischer Entwicklungsverzögerung. Ein niedriger Calciumspiegel im Blut durch Vitamin-D-Mangel kann zu Herzrhythmusstörungen führen, aber auch eine erhöhte Infektanfälligkeit auslösen. Darüber hinaus vermuten Wissenschaftler zahlreiche weitere Vitamin-D-Wirkungen, die derzeit erforscht werden. Relativ unumstritten ist, dass ein guter Vitamin-D-Status Stürze und Knochenbrüche verhindern kann.

In Forschungen zeigen sich Hinweise auf einen positiven Einfluss von Vitamin D auf verschiedene Funktionen unseres Immunsystems. Speziell bei Covid-19 hat man festgestellt, dass die Schwere einer Infektion mit dem Ausmaß eines Vitamin-D-Mangels korreliert. Vitamin D zeigt nach neuen Analysen eine Schutzwirkung gegenüber Atemwegserkrankungen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat zahlreiche Studien ausgewertet und kommt dabei zu folgendem Ergebnis: Bei einer ausreichenden Vitamin-D-Einnahme aller Deutschen über 50 Jahre könnten möglicherweise bis zu 30.000 Krebstodesfälle pro Jahr vermieden werden und mehr als 300.000 Lebensjahre gewonnen werden. (Wie diese Wirkung zustande kommt, ist bisher noch ungeklärt.) Dabei betonen die Autoren, dass die Vitamin-D-Gabe keinesfalls eine spezifische Antikrebstherapie ersetzt!

Wie kann es zu einem Mangel an Vitamin D kommen?

Die Vitamin D-Versorgung kann nur zum geringen Teil (10–20 %) über die Nahrung erfolgen, der größte Teil (80–90 %) muss über die Vitamin-D-Bildung in der Haut unter UV-B-Einstrahlung des Sonnenlichts sichergestellt werden. Dies gelingt aber nur unter optimalen Bedingungen, nämlich wenn die Sonne mittags am höchsten steht, bei wolkenlosem Himmel ausreichend lange scheint und wir Zeit haben, uns regelmäßig (mindestens 2–3 Mal pro Woche) mit ca. 25 % der Körperoberfläche (Gesicht, Hände, Arme) ungeschützt durch Sonnenblocker für ca. 30 Minuten dem Sonnenlicht auszusetzen. Deswegen fällt hauptsächlich in den sonnenarmen Herbst- und Wintermonaten die natürliche Vitamin D-Bildung in der Haut stark ab, so dass es zu Mangelerscheinungen kommen kann. Es wird geschätzt, dass in den Wintermonaten bis zu 80 Prozent der Bevölkerung einen Vitamin D-Mangel aufweisen, wobei je nach Wohnort (Stadt, Land) und Lebensstil große Unterschiede auftreten können.

Vitamin-D-Mangel lässt sich am sichersten über die Bestimmung des Blutspiegels von 25(OH)Vitamin-D3 bestimmen.

Wie erkennt man einen Vitamin-D-Mangel?

Am sichersten ist die Bestimmung des Blutspiegels von 25(OH)Vitamin-D3. Die sogenannte Halbwertszeit des 25(OH)Vitamin-D3 im Blut beträgt 1–2 Monate. Das bedeutet, dass bis zu vier Monate vergehen können, bis sich nach Änderung der täglichen Vitamin-D-Zufuhr ein stabiler Blutwert einpendelt. Als unterer Grenzwert für den 25(OH)Vitamin-D3-Spiegel gilt ein Wert von 20 ng/ml. Bei darunter liegenden Werten besteht eine Rachitisgefahr für Kleinkinder und eine Osteomalaziegefahr für Erwachsene. Werte zwischen 20 und 30 ng/ml bedeuten eine eingeschränkte Vitamin-D-Versorgung. Blutspiegel zwischen 30 und 60 ng/ml bedeuten eine sicher ausreichende Versorgung mit Vitamin D. Werte über 88 ng/ml sind bedenklich, ab 150 ng/ml spricht man von einer Vitamin-D-Intoxikation. Zum Teil werden aber auch Werte bis 100 ng/ml als gut bezeichnet.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel?

Hierzu zählen insbesondere ältere Menschen ab 65 Jahren, da im Alter die Fähigkeit der Haut zur Vitamin-D-Synthese deutlich abnimmt. Auch bei Menschen, die über einen längeren Zeitraum immobil oder bettlägerig sind, ist die erforderliche Sonnenexposition meist nicht gewährleistet.

Ebenfalls zu den Risikogruppen zählen Menschen, die sich nur mit gänzlich bedecktem Körper dem Tageslicht aussetzen (z. B. muslimische Frauen mit Verschleierung, „Burka“). Schließlich sind Säuglinge gefährdet, da sie wegen ihrer empfindlichen Haut und der unzureichenden Hitzeregulation nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden dürfen. Daher wird in Deutschland Säuglingen im ersten Lebensjahr täglich eine Tablette Vitamin D3 gegeben.

WIE LÄSST SICH EIN VITAMIN-D-MANGEL VERMEIDEN ODER BEHANDELN?


Medikamente

Am einfachsten ist die Einnahme eines Vitamin-D-Präparates als Nahrungsergänzungsmittel zum Ausgleich eines nachgewiesenen Mangels oder zur Vorbeugung insbesondere im Winterhalbjahr. Dazu kann man 400 bis 1000 IE (internationale Einheiten) Vitamin D täglich einnehmen oder alternativ einmal wöchentlich 20.000 IE, besonders im Winterhalbjahr.

Ernährung

Eine weitere Möglichkeit ist die Bevorzugung von Nahrungsmitteln, die viel Vitamin D enthalten. Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin und daher in Lebensmitteln mit höherem Fettgehalt enthalten: v. a. in fettem Fisch (Lachs, Räucheraal, Sardinen), Lebertran, Eigelb, Leber und Butter. Diese Lebensmittel enthalten in 100 g zwischen 40 IE und 4000 IE Vitamin D. Beim Lachs sind es ca. 600 IE, beim Matjeshering 1000 IE, bei Leber 70 IE, bei Butter 40 IE, der Lebertran ist einsamer Spitzenreiter mit 7000 IE/100 g. Aber wer isst regelmäßig Lebertran? Bestrahlt man Zuchtchampignons mit UV-B-Strahlen, entsteht in den Pilzen aus dem darin enthaltenen Ergosterin Vitamin D. In 100 g Champignons können dann 76 IE Vitamin D enthalten sein. Also eine Vitamin-D-Quelle für Veganer.

Zum Vergleich: in Joghurt, Milch und Quark sind 2 bis 8 IE Vitamin D pro 100g enthalten. Auch in Muttermilch ist Vitamin D enthalten, allerdings nur in geringen Mengen und abhängig von der Versorgung der Mutter mit Vitamin D.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Zufuhr von ca. 800 IE Vitamin D, wobei auch die 3–4fache Menge über mehrere Monate als sicher gilt. Bei Schwangeren und in der Stillzeit ist der Bedarf an Vitamin D erhöht.

Sonnenlicht

Verantwortlich für die Vitamin-D3-Bildung durch Sonnenexposition ist der UV-B-Anteil im Sonnenlicht. Diverse Faktoren beeinflussen die Lichtintensität und die resultierende Vitamin-D3-Bildung in der Haut, wie z. B. der Sonnenstand, die Höhe über dem Meeresspiegel, die Bewölkung, Smog oder das Ozon. Fensterglas absorbiert nahezu alle UV-B-Anteile im Sonnenlicht und Sonnencreme behindert die Vitamin-D3-Produktion. Ein Solarienbesuch ist in der Regel nicht förderlich, da die Haut hier meist mit UV-A- und nicht mit UV-B-Licht bestrahlt wird.

Unter optimalen Bedingungen ist eine Viertelstunde Sonnenexposition von Gesicht, Händen und Unterarmen ausreichend für die Produktion von mehreren Tausend IE Vitamin D. Effektiver ist aber eine Ganzkörperbestrahlung. Die genaue Dauer der erforderlichen Exposition ist abhängig vom Hauttyp. Empfohlen wird eine kurze und intensive Exposition von einem Drittel bis zur Hälfte der sogenannten minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis – also die Hälfte der Zeit, nach der man sonst ungeschützt Sonnenbrand bekommen würde. Längeres Sonnen ist zwecklos, da nicht mehr Vitamin D3 gebildet wird als bei einer vergleichbaren Bestrahlung über kurze Zeit. Umgekehrt steigt aber das Hautkrebsrisiko.

Die erforderliche UV-Strahlenmenge wird in unseren Breitengraden allerdings nur in den Sommermonaten erreicht, da insbesondere im Winter die Sonne so tief steht, dass die Sonneneinstrahlung nicht ausreichend UV-Licht liefert. Die Bekleidung im Winter, die den größten Teil der Haut bedeckt, der oft kurze Aufenthalt im Freien und die Verwendung von Tagescremes mit Lichtschutzfaktor bzw. von Sonnenschutzmitteln reduzieren sehr stark die Möglichkeit des Körpers, Vitamin D zu produzieren. Darüber hinaus nimmt beim Menschen im Alter die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, ungefähr um den Faktor 3 ab im Vergleich zu einem 20-jährigen Menschen.

Gibt es Vitamin-D-Überdosierungen?

Unser Körper verfügt über Regulationsmechanismen, die eine überhöhte Vitamin-D-Produktion in der Haut verhindern. Kurzfristig kann der Körper die Vitamin-D-Produktion in der Haut drosseln, wenn dem Körper genügend Vitamin D3 zur Verfügung steht. Längerfristig schützt der Körper sich vor einer Vitamin-D-Vergiftung durch eine Bräunung der Haut. Dadurch wird Sonnenlicht vermehrt absorbiert und steht nicht mehr zur Vitamin-D-Produktion zur Verfügung.

Die Einnahme von Vitamin D-Tabletten ist bei einer Tagesdosis zwischen 400 und 2000 IE auf jeden Fall unbedenklich. Studien zeigen, dass bei Erwachsenen Dosen bis 50.000 IE Vitamin D toleriert werden. Bei Kindern gelten auf jeden Fall geringere Höchstwerte.

DR. JUTTA DICK ist Allgemeinärztin im saarländischen Wallerfangen. Sie verfügt über die Zusatzausbildungen Ernährungsmedizin und Naturheilverfahren. Seit einigen Jahren führt sie die Aktion „Ernährungsführerschein“ in den Wallerfanger Grundschulen durch. Sie ist außerdem Vorsitzende des Arztnetzes GENESA. Darüber hinaus befasst sie sich mit Reisemedizin und fungiert als offizielle Gelbfieber-Impfstelle. Mehr Informationen finden Sie auf Dr. Jutta Dicks Homepage www.dick-dutt.de.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Gesundheitskooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und Globus entstanden. Zu jedem 15. des Monats finden Sie in unserem ­mio-Online-Magazin einen aktuellen Beitrag rund ums Thema Gesundheit.

Weitere Gesundheitsinformationen finden Sie direkt bei der Kassenärztlichen Vereinigung:

Hier geht‘s zum Angebot der KV Saarland.