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Warum schwitzen wir?

Warum es wichtig und zugleich lebensnotwendig ist.

Warum schwitzen wir?

Gerade jetzt im Sommer spüren viele „hautnah“ im wahrsten Sinn des Wortes eine wichtige Reaktion des Körpers, nämlich das Schwitzen. Meistens wird es als unangenehm empfunden, obwohl es wichtig und lebensnotwendig ist. Dr. Jutta Dick erläutert die Hintergründe.

Schwitzen dient der Wärmeregulation und schützt den Körper vor Überhitzung. Neben dem Menschen regeln nur wenige Lebewesen ihre Körpertemperatur durch Schweißproduktion, nämlich Menschenaffen und Pferde!

Grundsätzliches zur Temperaturregulierung unseres Körpers

Unser Körper hat eine „Betriebstemperatur“ von ca. 37 Grad Celsius, die er recht genau einhält. Diese Temperatur ist erforderlich für die optimale Funktion des Stoffwechsels und der Muskeltätigkeit. Bei Abkühlung reduziert unser Körper den Wärmeabfluss durch Verengung der Blutgefäße in der Haut und Konzentration der Durchblutung auf die lebenswichtigen Organe Herz, Nieren und Gehirn. Entsprechend blass und kühl ist dann unsere Haut. Zusätzlich erzeugt der Körper selbst Wärme durch das sogenannte „Kältezittern“, also feine Muskelzuckungen.






Bei Infektionen erzeugt der Körper selbst Wärme, um Krankheitserreger zu bekämpfen, die meist hitzeempfindlich sind. Ein Temperaturanstieg bis auf maximal 41,5 Grad ist für unseren Körper noch tolerabel; eine darüber hinausgehende Temperaturerhöhung ist lebensbedrohlich, da dann körpereigene Eiweiße zerstört werden.

Die Temperaturregulation erfolgt im Gehirn im sogenannten Hypothalamus oder Zwischenhirn. Der eigentliche Thermostat unseres Körpers sitzt allerdings im Stammhirn. Von dort werden entsprechende Meldungen an das Zwischenhirn abgegeben. Das Zwischenhirn aktiviert dann je nach Erfordernis thermoregulatorische Prozesse. Bei drohender Überhitzung ist das unter anderem das Schwitzen.

Wozu dienen die Schweißdrüsen?

Neben der schon erwähnten Temperaturregulation hat der Schweiß noch zwei weitere Funktionen. Er ist auch an der Entgiftung unseres Körpers beteiligt, denn im Schweiß werden Abbauprodukte des Stoffwechsels ausgeschieden, z. B. von Alkohol oder Medikamenten. Für viele zu „schnuppern“: die Ausdünstungen nach Knoblauchgenuss. Außerdem ist Schweiß zusammen mit körpereigenen Fetten am Säureschutzmantel der Haut beteiligt. Schweiß hat einen pH-Wert im sauren Bereich (ca. 4,5). Das stellt eine Barriere dar für gesundheitsschädliche Keime, die sich im sauren Milieu weniger gut vermehren können.

Wo sitzen die Schweißdrüsen? Wie sehen sie aus?

In unserer Haut verteilt sitzen mehr als 2 Millionen Schweißdrüsen. Dunkelhäutige Menschen besitzen mehr Schweißdrüsen als hellhäutige. Ursache dafür ist wohl, dass dunkelhäutige Menschen eher in wärmeren Regionen leben, wo eine stärkere Temperaturregulation erforderlich ist.

Die Schweißdrüsen sind unregelmäßig in der Haut verteilt. Sie gehören, wie auch Haare und Nägel, zu den Hautanhangsgebilden. Jede Schweißdrüse ist ein kleiner, verknäuelter Schlauch. Der „Drüsenkörper“ liegt in der zwischen Ober- und Unterhaut gelegenen Lederhaut. Das Endstück der Drüse verläuft fast kerzengerade nach oben, durchbricht dann korkenzieherartig die Hornschicht der Haut und öffnet sich in einer Pore nach außen. Kleinste Muskelzellen pumpen den in der Schweißdrüse produzierten Schweiß durch rhythmisches Zusammenziehen über den Ausführungsgang nach außen.






In den Achselhöhlen, in den Ellenbeugen, auf der Stirn, an den Handinnenflächen und
Fußsohlen befinden sich die meisten Schweißdrüsen. Daneben gibt es auch Bezirke,
in denen keine Schweißdrüsen zu finden sind, wie Lippen, Nagelbett und äußerer Gehörgang. Neben den hier beschriebenen Schweißdrüsen finden sich in unserem Körper auch „Duftdrüsen“, die erst in der Pubertät gebildet werden und von Hormonen gesteuert werden. Diese Duftdrüsen sind für den individuellen Körpergeruch verantwortlich. Daher spricht man davon, dass man jemanden „gut riechen“ kann.

Wie funktioniert die Temperaturregulation durch Schwitzen?

Ohne körperliche Aktivität produzieren die Schweißdrüsen täglich 100 bis 200 ml Schweiß. Bei Anstrengung kann der Körper die Schweißproduktion steigern bis auf 10 bis 14 Liter! Je mehr man schwitzt, desto mehr muss man trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Wenn der Schweiß auf der Haut verdunstet, entsteht Verdunstungskälte, die den Körper abkühlt. Die Wärmeabgabe durch Schweiß ist unabhängig von der Außentemperatur. Sie ist umso höher, je mehr Wind herrscht. Dieses Phänomen kennt man auch vom sogenannten „Windchill“: Je höher die Windgeschwindigkeit ist, desto eher gleicht sich die Oberflächentemperatur der Außentemperatur an.

Die Schweißproduktion wird reguliert vom vegetativen Nervensystem. Der Sympaticus hat allgemein aktivierende Wirkungen und fördert u. a. die Schweißproduktion, der Parasympaticus wirkt gegensätzlich.

Woraus besteht Schweiß?

Schweiß besteht im Wesentlichen aus Wasser, in dem unter anderem verschiedene Salze gelöst sind. Er ist zunächst geruchlos. Der unangenehme Schweißgeruch entsteht durch Bakterien, die sich auf der Haut befinden und die Stoffe im Schweiß und auf der Haut zu Buttersäure oder Ameisensäure abbauen. Den Salzgehalt im Schweiß kann man erkennen an den weißen „Schweißrändern“, insbesondere auf dunkler Kleidung. Die Absonderungen der Duftdrüsen sind zähflüssiger und enthalten Sexuallockstoffe („Pheromone“).

Das sogenannte „nervöse Schwitzen“ tritt bei emotionaler Anspannung auf. Hierbei kommt es zu plötzlich auftretenden Schweißausbrüchen.

Welche Formen des Schwitzens gibt es?

Starkes Schwitzen mit kalter Haut, die so genannte Kaltschweißigkeit, ist häufig bei schwerkranken Patienten oder auch bei Kreislaufproblemen anzutreffen. Hier dient das Schwitzen nicht der Temperaturregulation, sondern stellt ein Begleitphänomen dar.

Während das „normale“ Schwitzen der Wärmeregulation dient, tritt das „nervöse Schwitzen“ plötzlich auf bei emotionaler Anspannung. Es kommt zu Schweißausbrüchen. Oft tritt hier zunächst eine vermehrte Schweißbildung an Handflächen und Fußsohlen auf.

Vom sogenannten „thermoregulatorischen“ Schwitzen muss man eine übermäßige Schweißproduktion ohne entsprechende Notwendigkeit einer Abkühlung unterscheiden. Hier spricht man von „Hyperhidrosis“. Dieses übermäßige Schwitzen kann nur bestimme Körperregionen (z. B. die Achselhöhlen oder die Fußsohlen) oder den ganzen Körper betreffen. Die Hyperhidrosis tritt unter verschiedenen Bedingungen ohne Krankheitswert auf (z. B. in den Wechseljahren, bei vermehrtem Alkoholgenuss oder bei stärkerem Übergewicht), kann aber auch Symptom bestimmter (meist neurologischer oder hormonell bedingter) Erkrankungen sein.

Was kann man gegen übermäßiges Schwitzen tun?

Wenn nur die Hände und Füße bzw. die Achselhöhlen von diesem übermäßigen Schwitzen betroffen sind, gibt es Therapien, die das Schwitzen eindämmen. Eine bewährte Möglichkeit ist die „Leitungswasser-Iontophorese“. Dabei werden die Hände oder Füße in eine Schale mit Leitungswasser getaucht, an die eine Gleichstromquelle angeschlossen wird. Der Strom fließt durch die Haut und reduziert für begrenzte Zeit die Schweißproduktion. Dann muss das Verfahren wieder angewendet werden.

Das lokalisierte Schwitzen an Händen oder Füßen lässt sich auch durch adstringierende Lokaltherapeutika behandeln, die die Ausgänge der Schweißdrüsen zusammenziehen und auf diese Weise die Haut trocken halten. Ähnlich wirken auch die „Antitranspirants“. Bevorzugter Wirkstoff dieser Präparate ist Aluminiumchlorid. Bei Langzeit-Anwendung von Aluminiumchlorid verkleinern sich die Schweißdrüsen. Aluminiumchlorid ist allerdings in die Kritik geraten wegen angeblich krebserzeugender Wirkungen.

Schwitzen kann mittels adstringierender Lokaltherapeutika behandelt werden, wodurch sich die Ausgänge der Schweißdrüsen zusammenziehen und die Haut trocken bleibt. Ähnlich wirken auch „Antitranspirants“.

Wenn der ganze Körper betroffen ist, ist eine Therapie nicht so einfach. Dann kann man Therapieversuche mit Medikamenten unternehmen, welche die gesamte Schweißproduktion reduzieren. Das kann ein naturheilkundliches Medikament wie z. B. ein Salbeipräparat sein, aber auch ein Wirkstoff, der normalerweise in der Parkinson-Therapie eingesetzt wird (Sormodren). Hier gilt, wie auch sonst in der Medizin: Je stärker die Wirkung, desto höher ist die Rate an möglichen Nebenwirkungen.

Wenn das vermehrte Schwitzen durch eine organische Erkrankung verursacht wird, steht natürlich die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund, z. B. Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion oder Hormonbehandlung bei Schweißausbrüchen in den Wechseljahren.

Eine Überfunktion des vegetativen Nervensystems mit daraus resultierendem Schwitzen lässt sich oft angehen durch autogenes Training oder ähnliche Entspannungsmethoden. Hilfreich kann auch eine Reduktion des Alkoholkonsums oder eine Gewichtsreduktion sein.

In besonders schweren Fällen, bei denen die hier aufgeführten Methoden nicht oder unzureichend wirken und bei denen ein hoher Leidensdruck besteht, kann man eine Botoxbehandlung oder eine chirurgische Entfernung der Schweißdrüsen in Erwägung ziehen.

Für Menschen mit erhöhter Schweißneigung empfiehlt sich darüber hinaus das Meiden von Lebensmitteln, die das Schwitzen fördern: Alkoholische Getränke, stark gewürzte Speisen, vereinzelt auch Kaffee.

Das Tragen von funktioneller Kleidung macht vermehrtes Schwitzen erträglicher, da die Fasern der Funktionskleidung den Schweiß gut aufnehmen und weitertransportieren, sodass der unangenehme Effekt schweißnasser Kleidung entfällt!

DR. JUTTA DICK ist Allgemeinärztin im saarländischen Wallerfangen. Sie verfügt über die Zusatzausbildungen Ernährungsmedizin und Naturheilverfahren. Seit einigen Jahren führt sie die Aktion „Ernährungsführerschein“ in den Wallerfanger Grundschulen durch. Sie ist außerdem Vorsitzende des Arztnetzes GENESA. Darüber hinaus befasst sie sich mit Reisemedizin und fungiert als offizielle Gelbfieber-Impfstelle. Mehr Informationen finden Sie auf Dr. Jutta Dicks Homepage www.dick-dutt.de

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Gesundheitskooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und Globus entstanden. Zu jedem 15. des Monats finden Sie in unserem ­mio-Online-Magazin einen aktuellen Beitrag rund ums Thema Gesundheit.

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