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Wasser in den Beinen

Sind geschwollenen Beine Zeichen einer Erkrankung?

Wasser in den Beinen

Kennen Sie das? Nach einem langen, arbeitsreichen Tag zeichnen sich beim Ausziehen der Strümpfe Abdrücke in Höhe des Sockenbundes ab. Sind die geschwollenen Beine, im Fachjargon Ödeme genannt, vielleicht Zeichen einer Erkrankung? Dr. Jörg Schmidt klärt auf, wann man einen Arzt aufsuchen sollte.

Als Ödeme bezeichnet man Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe. Sie entstehen durch Überdruck in den kleinsten Gefäßen oder im Lymphsystem, woraufhin sich die Flüssigkeit dem Druckgefälle folgend in das Gewebe verlagert. Meistens entstehen Ödeme an herabhängenden Körperregionen, vorwiegend an den Unterschenkeln. Sie können in nahezu jedweder Körperregion auftreten, was jedoch seltener der Fall ist. Schwellungen in den Beinen treten häufig bei Menschen auf, die lange am Stück stehen oder sitzen, sodass die Unterschenkel der tiefste Teil des Körpers sind. Auch Wärme oder Alkoholkonsum können eine Schwellung der Beine begünstigen – beides führt zu einer Erweiterung der Gefäße.

Somit sind geschwollene Füße ein Phänomen, was nahezu jeder kennt und mal erlebt hat. Haben Sie jedoch oft oder sogar täglich geschwollene Füße oder Beine, so kann das unterschiedliche Ursachen haben und manchmal sogar ein Symptom für eine Erkrankung von Organen sein.

Worin liegen die Ursachen von Ödemen?

1. Erkrankung des Venensystems
Hier muss man unterscheiden, ob es sich um eine Venenschwäche handelt oder um eine Beinvenenthrombose. Tritt eine Schwellung vorwiegend einseitig sowie plötzlich auf und ist zudem eventuell mit einer Rötung, Erwärmung sowie mit Schmerzen verbunden, muss der Verdacht auf eine tiefe Beinvenenthrombose gestellt werden. In diesem Fall sollte ohne Zeitverzögerung ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann durch eine Ultraschalluntersuchung des Beines die Venen begutachten und sehen, ob eine Vene durch ein Blutgerinnsel verstopft ist. Wenn ja, spricht man von einer Beinvenenthrombose, die zweierlei Therapieformen bedarf. Zum einen ist das die Antikoagulation, bei der mit Hilfe von Medikamenten die Möglichkeit des Blutes zur Verklumpung abgeschwächt wird (umgangssprachlich häufig als Blutverdünnung bezeichnet). Zum anderen erfolgt eine Kompressionstherapie durch Zugbinden, wodurch die Schwellung zurückgeht und der Blutfluss in den Venen verbessert werden soll.

Im Falle einer tiefen Beinvenenthrombose ist eine schnelle Therapieeinleitung notwendig, um ein Ablösen des Blutgerinnsels und Verschleppung desselben aus den Beinvenen in die Lunge zu verhindern, was zu einer Lungenembolie führt. Die Lungenembolie ist eine gefürchtete Komplikation einer tiefen Beinvenenthrombose und kann zum Tode führen. Zudem kann man durch eine frühzeitige Therapie möglicherweise eine Rekanalisation, also ein durch körpereigene Prozesse erfolgende Auflösung des Blutgerinnsels, positiv unterstützen und somit eventuell die Entwicklung des Vollbildes eines postthrombotischen Syndroms verhindern. Dieses führt zu einer dauerhaften Beinschwellung und gegebenenfalls zu einem Ulcus cruris, wie offene Beine in der Fachsprache genannt werden.

Eine weitaus häufigere Ursache für eine Beinschwellung, die meist beide Beine betrifft, ist die sogenannte chronisch venöse Insuffizienz oder auch Venenschwäche genannt. Was kann man sich darunter vorstellen? Den Venen obliegt die Aufgabe, das Blut aus der Peripherie des Körpers zum Herzen zu transportieren. Da der Venendruck sowie die Fließgeschwindigkeit niedriger als die des arteriellen Blutdrucks ist, der hauptsächlich durch die Muskelkraft des Herzens erzeugt wird, muss sich der venöse Blutfluss zusätzlicher Mechanismen bedienen. So sind die allermeisten Venen in einzelne Abschnitte aufgeteilt, die durch Venenklappen getrennt sind. Diese kann man sich wie Rückschlagventile vorstellen, wodurch der Blutfluss nur in eine Richtung, nämlich zum Herzen hin, ermöglicht wird. Eine Insuffizienz dieser Venenklappen ist häufig die Ursache für geschwollene Beine. Durch den Blutrückstau erhöht sich der Druck in den körperfernen Venenabschnitten, sodass sich Flüssigkeit dem Druckgefälle folgend in das Gewebe absondert – es entsteht ein Ödem. Dieser Ödembildung kann man entgegentreten, indem man die Beine zum Beispiel hochlagert und somit das venöse Blut der Schwerkraft folgend passiv in Richtung Herzen fließt. Eine weitere Möglichkeit ist Bewegung. Durch den Wechsel zwischen Kontraktion und Entspannung der hierfür benötigten Muskeln werden die Venen periodisch gequetscht, was zu einer Art Pumpwirkung führt, der sogenannten Venen-Muskelpumpe. Insgesamt kann man sich die Faustregel bei chronisch venöser Insuffizienz merken: „Sitzen und Stehen ist schädlich, Liegen und Laufen ist löblich.“

2. Erkrankung des Lymphsystems:
Neben dem venösen System besteht noch ein weiteres Drainagesystem, das Flüssigkeit vom Gewebe abtransportiert – das Lymphsystem. Hierbei handelt es sich um kleine Gefäße im Gewebe, in denen sich Flüssigkeit sammelt und über Lymphbahnen letztlich über das venöse System zum Herzen transportiert wird. Diese Lymphgefäße sind sehr empfindlich und können beispielsweise durch das Skalpell im Rahmen einer Operation durchtrennt und somit zerstört werden. Weitere Ursachen für eine Lymphabflussstörung können eine Tumorbestrahlung, eine Kompression durch zu enge Hosenbünde oder schlicht Übergewicht sein. Bei einer Lymphabflussstörung helfen in der Regel Kompressionstherapie, z. B. durch Kompressionsstrümpfe, oder manuelle Lymphdrainage, bei der ein Therapeut mit einer speziellen Ausstreichtechnik den Lymphabfluss unterstützt.

3. Erkrankung von Niere oder Leber:
Schädigungen von Leber und Nieren können einen Eiweißmangel im Blutkreislauf bedingen, was zur Folge hat, dass durch den Mangel an flüssigkeitsbindenden Proteinen Flüssigkeit das Gefäßsystem in Richtung Gewebe verlässt, sich dort ansammelt und zu einem Ödem führt. Dasselbe geschieht bei einer in unseren Breiten sehr seltenen Mangelernährung. Wir alle kennen die Bilder von unterernährten Kindern aus Afrika, bei denen sich die Flüssigkeit durch den Eiweißmangel vorwiegend im Bauchraum ansammelt. Durch eine Schädigung der Niere kann es einerseits zu einem Verlust von Eiweiß über den Urin kommen. Andererseits kann bei fortgeschrittener Nierenfunktionsstörung die Urinproduktion so stark vermindert sein, dass eine ausreichende Entsorgung von Flüssigkeit über den Urin nicht mehr gewährleistet wird und sich diese folglich im Körpergewebe ansammelt.

4. Erkrankung des Herzens:
Eine Herzschwäche – auch Herzinsuffizienz genannt – ist eine häufige Ursache für Wasseransammlungen in den Beinen. Hierbei ist die Pumpkraft des Herzens eingeschränkt, sodass sich das Blut vor dem Herzen im Venensystem staut und durch den folglich erhöhten Druck im Venensystem Flüssigkeit ins Gewebe abwandert und zu Ödemen führt, vornehmlich an den Unterschenkeln. Ursache für eine Herzinsuffizienz kann eine verminderte Pumpleistung des Herzens infolge muskulärer Herzschwäche sein, wie sie z. B. nach einer Herzmuskelentzündung oder nach einem Herzinfarkt auftreten kann. Es können aber auch Herzklappenfehler zugrunde liegen oder eine Lungenerkrankung, die durch einen erhöhten Gefäßwiderstand im Lungenkreislauf zu einer Belastung und folglich zur Schädigung des Herzens führen kann. Letztlich kann nur eine Untersuchung beim Arzt die Ursache klären. Zentrale Untersuchungsmethode ist hier die Echokardiographie, also die Ultraschalluntersuchung des Herzens. Diese wird vom Kardiologen durchgeführt.

In Kürze zusammengefasst
Abschließend sei zusammengefasst, dass gelegentlich geschwollene Beine ein häufiges, in den meisten Fällen harmloses Phänomen sind. Treten sie nur sporadisch auf, wie z. B. abends nach langem Stehen oder Sitzen bzw. an heißen Sommertagen, ist das kein Anlass zur Sorge und muss nicht weiter abgeklärt werden.

Haben Sie jedoch täglich geschwollene Beine, möglicherweise kombiniert mit Luftnot bei Belastung, so kann das auf eine Herzerkrankung hindeuten und muss durch einen Arzt geklärt werden.

Bei plötzlich auftretender einseitiger Beinschwellung, möglicherweise verbunden mit Schmerz und Rötung des Beines, ist Dringlichkeit geboten und es sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Hier könnte es sich um eine potenziell lebensbedrohende Beinvenenthrombose handeln.

DR. JÖRG SCHMIDT ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin. Nach dem Studium in Freiburg i. Br. und Basel sowie ärztlicher Weiterbildung an den Universitätskliniken Heidelberg und Homburg/Saar, ist er seit 2015 in eigener Praxis in Dillingen/Saar tätig. Sein Schwerpunkt liegt in der ambulanten Versorgung von Herzkrankheiten. Er verfügt über die Zusatzqualifikationen „Interventionelle Kardiologie“ sowie „Spezielle Rhythmologie – Aktive Herzrhythmusimplantate“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Mehr Infos unter www.kardiologie-dillingen.de.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Gesundheitskooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland und Globus entstanden. Zu jedem 15. des Monats finden Sie in unserem ­mio-Online-Magazin einen aktuellen Beitrag rund ums Thema Gesundheit.

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