Ob ein Kuchen aus Sand, ein Ort namens „Hola“ oder der Satz „Der Boden ist Lava“: Jeder kennt wohl die typischen Varianten, wie sich Kinder die Zeit vertreiben. Da wird sich stundenlang im Sandkasten als Konditor in spe verwirklicht, beim Fangen oder Nachlaufen ein Ort zum Verschnaufen erfunden und mit der Vorstellung, dass der Untergrund die Füße verbrennen lässt, zu waghalsigen Klettermanövern über Stühle, Schränke und Tische animiert. Was auf den ersten Blick anmuten mag wie bloßer Zeitvertreib, entpuppt sich als komplexer Prozess der Persönlichkeitsentwicklung. Denn mit Sand zu spielen, schult die sensomotorischen Fähigkeiten, Nachlauf die Kondition und ein Boden aus Lava Fantasie und Lösungsfindung.
„Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann“, sagte einst der Wissenschaftler Jacques-Yves Cousteau. Heutige Spielforscher sind der gleichen Meinung. „Spielen ist ein Grundphänomen des Menschen, um Umwelt und Mitmenschen spielend kennenzulernen“, sagt Jens Junge, Spiele-Experte und Gründer von Deutschlands erstem „Institut für Ludologie“, das sich mit der Erforschung des Spielens beschäftigt. Ebenso wenig wie Spielen für ihn beim kindlichen Zeitvertreib endet, ist die Tätigkeit auf Brettspiele beschränkt: „Wir können Musik, Theater oder Fußball spielen. Der Begriff sagt eigentlich nur aus, dass wir uns mit Hilfe eines Spiels aus dem Alltäglichen abkoppeln.“

Am direktesten deutlich wird das, wenn wir in die fiktive Welt eines guten Buches, eines Films oder einer Serie eintauchen – für Spieleforscher Jens Junge übrigens nichts anderes als ein Gedankenspiel. Egal ob sich die Protagonisten in einer Fantasiewelt mit Zauberern, Hobbits und Orks befinden oder der Zuschauer einen Einblick in eine Wohngemeinschaft aus genialen Physikern erhält, die ihn durch ihre Fachidiotie zum Lachen bringen: Entscheidend für den Erfolg ist es laut Experten, sich von der eigenen Realität abzulenken. Gleiches funktioniert mit Computerspielen, Kreuzworträtseln sowie beim Basteln. Beim Stricken trainieren wir unser Fingerspiel, beim Malen erzeugen wir ein Farbenspiel und beim Lotto fordern wir spielend unser Glück heraus. „Spielen begleitet uns seit Jahrtausenden, nur die Medien und die Formen haben sich verändert“, sagt Jens Junge. Doch nicht nur die unmittelbare Belohnung des Zeitvertreibs – wenn wir den Kontrahenten schlagen, eine knifflige Aufgabe lösen oder endlich die selbst gestrickten Socken anprobieren – sorgt für Freude. Spielen hält uns auch gesund, jung und sozial kompetent. Der Stress des Alltags fällt von uns ab, sodass wir uns entspannen können, während wir zeitgleich unsere Fertigkeiten herausfordern. Denn wir stärken neben unserem körperlichen auch das geistige Geschick, lernen flexibel auf Problemstellung zu reagieren und uns im Wettstreit zu behaupten.
In diesem Sinne: Schnappen Sie sich Ihre Familie! Und egal ob am Küchentisch, auf dem Balkon oder im Garten: Knobeln Sie, musizieren Sie, entfachen Sie Ihre Fantasie, schaffen Sie etwas Neues und entfalten Sie Ihre Kreativität! Lassen Sie sich von unseren Tipps für Spiel und Spaß zu Hause inspirieren und entfliehen Sie Ihrem Alltag im positiven Sinne!