Es ist Samstagabend, meine Freundin und ich – beide Fans von Tabu, Jenga und Co. – haben Lust auf Würfel- und Ratespiele in netter Gesellschaft. Das Problem: Wir sind nur zu zweit und viele Spiele, die wir zu Hause haben, benötigen mehr Mitspieler. Also machen wir uns auf den Weg ins „Gastspielhaus“ unserer Stadt: eine Bar, in der sich über 400 Gesellschaftsspiele in Regalen tummeln und sich Jung und Alt auf einen Drink zum Spielen treffen. Perfekt also, um Gleichgesinnte zu finden und Neues auszuprobieren. Einige Stunden später steht für uns beide fest: Gute Stimmung, volle Tische und neue Bekanntschaften – ein Besuch in der Spielekneipe ist eine willkommene Abwechslung zum gemeinsamen Spielen in den eigenen vier Wänden.
Warum Menschen spielen
Spielen scheint auf den ersten Blick reiner Zeitvertreib zu sein. Trotzdem tun wir es alle im Laufe unseres Lebens – gesteuert von unserem Spieltrieb. Rolf Oerter, Professor für Entwicklungspsychologie, beschreibt das Spielen als ein Verhalten ohne Zweck, aber nicht ohne Sinn. Spielen ist nicht überlebensnotwendig, wir tun es freiwillig und als Ausgleich zu unserem Alltag. Wer spielt, vergisst die Zeit, ist konzentriert und versinkt ganz und gar im Hier und Jetzt. Das Spiel dient aber auch dazu, Gehirn und Körper zu trainieren. Deshalb spielen Kinder immer genau das, was ihre Entwicklung gerade verlangt. Babys schulen im Funktionsspiel Fähigkeiten wie das Greifen, Schmecken oder Hören. In späteren Jahren kommt die Vorstellungskraft dazu und Rollenspiele bereiten besonders viel Freude. Wer spielt, der lernt, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Wer das nicht tut, lernt weder die eigenen Grenzen noch die der anderen kennen. Es lohnt sich also, das Spielen als Erwachsener beizubehalten oder wieder zu lernen.