Sind Sie gern im Wald? Vielleicht gehören Sie sogar zu den knapp 60 Prozent der Deutschen, die dort mindestens einmal im Monat oder öfter unterwegs sind – vor allem zum Spazieren, um einfach die Natur zu genießen oder Tiere zu beobachten. Platz gibt es dafür genug, denn Deutschland besteht zu rund einem Drittel aus Wald und ist damit eines der waldreichsten Länder in Europa. Seit Corona dürfte die individuelle Frequenz der Waldbesuche bei vielen Menschen gestiegen sein: Wälder wurden zum konstanten Kraftort, zum Bewegungsparcours, zum Spielplatz. Egal wie gestresst wir gerade noch waren, sobald wir im Wald das feine Knacken von Zweigen, das vertraute Rascheln des Laubes und den herben Geruch des lockeren Bodens wahrnehmen, fühlen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes geerdet. Diese beruhigende und heilsame Wirkung des Waldes ist nicht nur spürbar, sondern sogar wissenschaftlich bewiesen.
Der Wald ist außerdem Heimat für Pilze, Insekten und Säugetiere; er fungiert als natürlicher Hüter für alles Leben, als Mittler zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen. In stoischer Geduld und natürlicher Perfektion zeigt er uns, dass Wachstum, Vergänglichkeit und Erneuerung ganz selbstverständlich zum Leben dazugehören. Er ist aber nicht nur Lebensraum und Erholungsort, sondern auch ein von Menschen geprägter Wirtschaftswald: Holz ist ein wertvoller und nachhaltiger Rohstoff für die Bauindustrie und die Energiegewinnung. Was viele nicht wissen: In der Forst- und Holzindustrie sind mehr als eine Million Menschen beschäftigt – mehr als in der Automobilindustrie. Trotz oder gerade wegen seiner oft unterschätzten Rolle als Wirtschaftsfaktor und auch als Klimaschützer geht es darum, den Wald sinnvoll zu bewirtschaften und gleichzeitig seine biologische Vielfalt zu erhalten. Vielerorts wird offensichtlich, wie sehr eine einst natürliche Ordnung aus dem Gleichgewicht geraten ist – infolge des Klimawandels setzen vor allem Trockenheit, Stürme und Schädlinge unseren Wäldern zu. Ziel der nachhaltigen Waldwirtschaft ist es, wieder mehr Mischwälder entstehen zu lassen, die in ihrer Gesamtheit widerstandsfähiger sind.
Und was können wir noch tun, um unsere Wälder zu schützen und für die nachfolgenden Generationen zu erhalten? Das erklärte Ziel vieler Naturschützer ist, die Menschen dem Wald wieder näherzubringen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Überlegung: Wenn wir den Wald wieder neu entdecken, erkennen wir seinen Wert – und setzen uns viel eher dafür ein, ihn zu bewahren. Denn er erinnert uns daran, dass wir alle ein Teil von etwas Größerem sind. Dass es von unseren heutigen und zukünftigen Entscheidungen abhängt, wie der Wald, die Natur, die Welt in den kommenden Jahrzehnten aussehen werden. Was wir vom Wald lernen und wo wir heute direkt anfangen können, erfahren Sie in diesem Dossier – wir wünschen Ihnen eine interessante und inspirierende Lektüre.