Woher weiß ich, ob ich gefährdet bin, Diabetes zu entwickeln?
Alexander Segner: Schon ein Blick in die Familiengeschichte lässt erkennen, ob ein genetisches Risiko vorliegt. Haben Verwandte ersten Grades (Eltern oder Geschwister) einen Diabetes mellitus 2, so besteht bereits ein deutlich erhöhtes Risiko. Körperliche Inaktivität, Übergewicht und erhöhter Bauchumfang, Leberverfettung und zunehmendes Lebensalter erhöhen außerdem das Risiko für eine Erkrankung. Vorsorgeuntersuchungen helfen zu erkennen, ob Blutzuckerwerte nüchtern bereits grenzwertig erhöht sind; Blutzucker ab 100 mg/dl bis 125 mg/dl bedeutet bereits eine Störung in der Regulierung der Blutzuckerwerte, die nüchtern normalerweise zwischen 60 und 90 mg/dl liegen.
Was kann ich tun, um Diabetes zu vermeiden?
Sind Vater, Mutter oder Geschwister an einem Diabetes mellitus 2 erkrankt, so besteht für Sie selbst ein Risiko von über 30 Prozent, diese Erkrankung selbst einmal zu bekommen. Die effektivsten Methoden, die Erkrankung zu vermeiden beziehungsweise ihr Auftreten so spät wie möglich zu erleben sind:

- Auf eine gesunde Ernährung achten. Diese sollte viel Eiweiß, wenig Zucker und wenig Kohlehydrate enthalten.
- Übergewicht vermeiden.
- Regelmäßige körperliche Aktivität für mindestens 45 Minuten an mindestens drei Tagen pro Woche. Wichtig ist, dass Sie sich bewegen; welche Bewegungsart – ob Joggen, Nordic Walking, Fahrradfahren oder auch strammes Spazierengehen – ist dabei zweitrangig.
- Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und leicht erhöhte Blutzuckerwerte nicht verharmlosen, sondern zum Anlass nehmen, den Lebensstil zu überprüfen und gegebenenfalls Änderungen auf den Weg zu bringen.
Sollte man bei Diabetes mellitus zunächst einmal versuchen, solange wie möglich ohne Medikamente auszukommen?
Ja, viel wichtiger ist eine radikale Änderung des Lebensstils. Sie muss immer an erster Stelle stehen. Bewegung und gute Ernährung helfen gewaltig. Schon fünf Prozent Gewichtsabnahme haben einen großen Effekt auf den Stoffwechsel. Das ist wichtig, denn Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung.

Warum ist Diabetes so gefährlich?
Diabetes zerstört systematisch die Blutgefäße. Schäden an den großen Blutgefäßen begünstigen Herzinfarkt und Herzkranzgefäßerkrankungen, Verkalkung der Hirngefäße und Schlaganfall sowie Verkalkung der Gefäße, die durch Bauch, Becken und Beine ziehen. Schäden an den kleinen Blutgefäßen führen zu Nierenschwäche, mit der Folge, dass Sie möglicherweise nur noch mit Dialyse überleben können. Weitere Folgen sind Netzhautblutungen und Makula-Erkrankungen. Außerdem können auch Nervenstörungen auftreten mit Missempfindungen an den Füßen bis hin zum diabetischen Fuß-Syndrom. Wissenschaftliche Erhebungen und große weltweite Studien zeigen übereinstimmend, wie wichtig es ist, direkt mit dem Beginn des Diabetes alle vorhandenen Gefäßrisikofaktoren konsequent zu behandeln.