Nicht nur die Modebranche, sondern auch die Foodindustrie arbeitet „gegen“ die Jahreszeiten: Zum Sommeranfang produzieren Zeitschriftenredaktionen ihre Gänserezepte und um Weihnachten herum heißt es in den Versuchsküchen schon: frohe Ostern! Auch ich liefere diese Kolumne stets Monate vor dem Erscheinungstermin ab. Gerade sind es in Hamburg, wo ich den Sommer verbringe, 27 Grad, und Menschen verabschieden sich reihenweise in den Sommerurlaub. Und ich?
Erfreue mich am Sommer, na gut, klar. Aber etwas Herbst jetzt? Wäre mir lieber! Erst gestern habe ich eine Episode meiner Lieblingsserie geschaut, die im schönsten amerikanischen „Indian Summer“ spielte. Beim Anblick des leuchtenden Laubs, der Mützen und dampfenden Heiße-Schoki-Becher habe ich tatsächlich einen Kloß im Hals bekommen – so sehr freue
ich mich auf die gemütliche Jahreszeit!
Falls ihr mehr der Typ Sommerliebhaber seid, dann tut es mir leid, dass der Herbst jetzt, wo ihr diese Zeilen lest, bereits Einzug gehalten hat. Zum Glück schüttele ich ein kunterbuntes Herbstrezept aus meinem Regenjackenärmel (vielmehr Hemdkleidchen – die Wahrheit kennt ihr ja jetzt), das selbst skeptische Herbstkritiker bekehren sollte. Kürbis, Blumenkohl und Rote Bete werden bissfest gekocht und dann mit Pilzen in Butter angebraten. In die Pfanne hinzu gesellen sich verquirlte Eier, gehackter Salbei, etwas Crème fraîche, Paprikapulver und geriebener Scamorza. Der geräucherte italienische Käse ist es, der diesem Pfannengericht seine deftige Note verleiht. Köstlich! Die Frittata über geringer Hitze mit geschlossenem Deckel stocken lassen, bis sie unten knusprig und oben gar ist. Dazu schmecken ofenwarmes Baguette und ein Salat aus Radicchio, Chicorée und Granatapfelsirup. Einen bunten Herbst wünsche ich euch!
Eure Lea Lüdemann