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Vom Hobby zum Beruf

Zu Besuch bei Foodbloggerin Ina

Vom Hobby zum Beruf

Jeden Monat kocht Bloggerin Ina Speck ein neues Gericht für die mio-Leser und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. Nun gibt sie einen exklusiven Einblick in ihren Alltag als kreative Köchin und verrät ihre besten Tipps für schöne Food-Fotos.

Dein Blog ist inzwischen schon über acht Jahre alt. Wie bist du denn zum Foodbloggen gekommen?

Während meines Architekturstudiums habe ich ein Semester in China studiert – eine wahnsinnig tolle Erfahrung, die ich damals mit meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland teilen wollte. Dort kam mir das erste Mal die Idee, einen Blog zu schreiben, um all meine Bilder und Geschichten festzuhalten. Doch der Anfang war eher holprig: Genau zwei Posts habe ich auf meinem damaligen Reiseblog veröffentlicht, dann wurde es mir schlichtweg zu anstrengend. Meine täglichen Eindrücke aus China in einen Post zu verpacken, war nicht mein Ding. Deshalb überlegte ich mir, dass das Kochen – eines meiner liebsten Hobbys – für einen Blog interessant wäre. So wurde der Blog mein eigenes Kochbuch, das mich in vielerlei Hinsicht bereichert hat. Seit acht Jahren entwickle ich nun Rezepte, arbeite an meinen Fototechniken und habe mich vor einigen Jahren selbstständig gemacht. Seit Januar 2019 blogge ich für mio.

Seit Januar 2019 bloggt und kocht Ina Speck einmal im Monat ein neues Gericht für mio.

Wie sieht ein typischer Tag im Leben einer Foodbloggerin aus?

Jeden Morgen starte ich mit einem Kaffee in den Tag, denn ich bin eine absolute Kaffeetante. Dann schaue ich zuerst nach meinen E-Mails und Social-Media-Accounts: Mails schreiben, auf Kommentare reagieren, ein paar Likes verteilen und Nachrichten beantworten. Das ist ein wirklich zeitfressender Teil meiner Arbeit – aber auch die schönste Art, mit meinen Lesern zu kommunizieren. Da die Lebensmittel möglichst frisch aussehen sollten, gehe ich vormittags einkaufen und fotografiere am Nachmittag. Meistens sind das ein bis zwei Gerichte am Tag. Am Abend mache ich mir einen Plan, damit ich ungefähr weiß, welche Settings ich für den nächsten Tag brauche. Natürlich bestehen nicht all meine Tage aus reinen Fotoshootings. Wie in jedem Beruf gibt es auch als Foodbloggerin eine Menge Buchhaltung, die erledigt werden muss. Dazu kommen die Akquise für zukünftige Projekt sowie Veranstaltungen, an denen ich teilnehme.

Woher bekommst du deine Inspiration für neue Rezepte?

Meistens sind es mehrere Dinge, die für ein Rezept zusammenkommen: Gerichte, die ich auf meinen Reisen gesehen habe, in Magazinen, persönliche Rezepte, Lebensmittel, die ich im Supermarkt gesehen habe oder Inspirationen aus dem Internet. Oft greife ich dann Teile aus dem Rezept auf und kombiniere sie nach meinem Geschmack mit anderen Zutaten oder in anderen Mengenverhältnissen. Manchmal kenne ich auch das Rezept nicht und versuche ein Gericht so gut wie möglich zu rekonstruieren. Es kommt aber auch vor, dass ich in meinem Vorratsschrank eine offene Packung Quinoa finde, die ich verbrauchen möchte und auf deren Basis ich mir etwas Neues ausdenke.

Wie entsteht ein Rezept für Globus?

Für jede mio-Ausgabe gibt es einen kleinen Redaktionsplan, in dem ich den Titel der Rezeptrubrik sehe – sei es zum Thema „Frühstück“, „Kräuter“ oder „Sommerküche“. Je nach Titel überlege ich mir drei Rezepte, aus denen Globus sich ein Rezept aussuchen kann. Sobald ich mein „Go“ bekomme, koche und fotografiere ich das Gericht. Während des Kochens mache ich mir Notizen und überlege, welche Tipps für die Leser hilfreich sein können. So fällt es mir leichter, das Rezept in den einzelnen Schritten aufzuschreiben. Danach mache ich das Bild und zum Schluss schreibe ich die Kolumne, bei der ich gern auch eine persönliche Geschichte aufgreife.

Wie sieht dein perfektes Bild aus?

Für das Foto versuche ich meistens die Stimmung oder die Saison ein bisschen aufzugreifen, durch Dekoartikel, verschiedene Untergründe und Geschirr. Bei meiner aktuellen Smoothie-Bowl habe ich zum Beispiel ein kleines Frühstücks-Szenario mit Espresso und Cerealien aufgebaut. Die fertige Komposition eines Bildes ist absolute Geschmackssache. Ich persönlich mag es, wenn ein Bild einladend ist und dem Betrachter das Gefühl gibt, dass er sich nur an den Tisch setzen muss bzw. das Essen direkt wegschnappen kann. Es darf alles ein bisschen unfertig aussehen, mit Krümeln auf dem Tisch, natürlichem Licht und sanften Farben.

Und wo fotografierst du deine Gerichte?

Meine ganze Arbeit setze ich in meiner Küche und meinem Arbeits-/Wohnzimmer um. Ich liebe meinen Job und habe deshalb kein klassisches Wohnzimmer mit Sofa und Fernseher. Im Fokus steht bei mir ein großer Tisch, der viel Raum für meine Kreativität lässt und an dem ich all meine Freunde verköstigen kann. Die Basis für Fotos ist immer ein thematisch passender Untergrund. Dafür nutze ich Tapeten, Holzpaneele, Vinylstücke oder große Holzplatten, die ich individuell gestalte. Dann suche ich mir passendes Geschirr aus meinem Fundus aus. Es ist ein großes Sammelsurium als altem Familiengeschirr, Flohmarktstücken und moderner Keramik. Zum Schluss kommen spezielle Deko-Elemente hinzu, die zum jeweiligen Gericht bzw. der Saison passen. Das können Zutaten, Stoffe, Blumen oder spezielles Besteck sein.

„Wichtig ist für mich, dass das Essen echt ist. Alles was auf den Bildern zu sehen ist, wird später gegessen, oder ich verschenke es über Foodsharing.“

Was macht dir an deinem Job besonders viel Spaß?

Ich schätze meinen Job sehr, weil ich genau das machen kann, was mir Spaß macht. Jedes meiner Rezepte ist einzigartig, sodass immer wieder etwas Neues auf meinen Tisch kommt – manchmal auch zum Leidwesen meines Partners, der dann vorsichtig fragt, ob es nicht mal wieder Spaghetti Bolognese geben kann. Der ganze Prozess von Recherche bis zum fertigen Bild ist immer wieder spannend. Zudem ist Essen ein wunderbares Thema, um neue Menschen kennenzulernen. Ob auf Events, auf Reisen – jeder hat dazu seine eigenen Erfahrungen, über die man sich gern austauscht. Wie in jedem kreativen Beruf gibt es aber auch Tage, an denen ich mit meinen Ergebnissen nicht zufrieden bin. Manchmal sind die Farben komisch, das Licht war merkwürdig oder das Setting gefällt mir nach dem Shooting nicht mehr. Das passiert auch nach mehreren Jahren Übung.

Was würdest du einem Beginner mit auf den Weg geben, der einen Blog starten möchte?

Wie in allen Bereichen heißt es auch für Foodblogger(innen): „Übung macht den Meister“. Blicke ich heute auf meine Bilder aus 2013 zurück, schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen. Je mehr man sich mit Komposition, Licht und Foodstyling beschäftigt, desto sicherer wird man. Möchte man einen Blog starten, braucht man sicherlich einen langen Atem, da es mittlerweile sehr viele Foodblogs gibt. Hilfreich ist es, eine spezielle Nische zu finden, in der man gut ist, wie z. B. Babyernährung, vegane Gerichte oder BBQ. Wer seine Werke regelmäßig mit anderen teilt und selbst aktiv ist, findet sicherlich viel Freude im Bloggen. Wichtig ist, dass man seine Leidenschaft findet und Spaß an dem hat, was man macht – ganz gleich ob zehn Leser sich daran erfreuen oder 10 000.

Inas Tipps für schöne Bilder


Wer gerne ein bisschen mehr in die Materie einsteigen möchte und vielleicht auch nur im Restaurant den schön dekorierten Teller mit dem Handy festhalten möchte, dem helfen diese kleinen Tipps und Tricks sicherlich weiter:

  1. Natürliches Licht ist für Anfänger die beste Lichtquelle. Vermeide direkte Sonne, da die Schatten sonst zu hart wirken. Wenn du besonders weiche Schatten möchtest, häng einen dünnen weißen Vorhang vor das Fenster oder halte ein Stück weißen Karton gegenüber des Fensters. Der Karton reflektiert das Licht und hellt die abgewandte Seite etwas auf.
  2. Unterteile das Bild in verschiedene Ebenen. Das wichtigste Objekt sollte vorne sein, aber dekoriere auch im Hintergrund. Das gibt dem Bild mehr Tiefe.
  3. Lege den Schärfepunkt auf das wichtigste Objekt. Wenn die anderen Ebenen deines Bildes unscharf sind, wirkt es für das Auge des Betrachters natürlicher.
  4. Probiere die Fotos in einem natürlichen Winkel von 45 °C zu machen. Wenn dir das Dekorieren noch etwas schwerfällt, versuche Bilder aus der Vogelperspektive.
  5. Bilder im Hochformat sind immer einfacher als Bilder im Querformat, da es weniger Fläche gibt, die gestaltet werden muss.
  6. Überlege dir schon während des Fotografierens, für welchen Zweck du die Bilder machst. Wenn du z. B. etwas auf Instagram posten möchtest, solltest du einen Zuschnitt von 1:1 wählen, für eine Instagram Story 16:9. Das hilft dir, alle Elemente in diesem Ausschnitt zu verorten.
  7. Wer sich etwas mehr Zeit nehmen möchte, kann mit einem Stativ experimentieren. So kannst du in aller Ruhe dekorieren, während der Blickwinkel immer gleich ist.
  8. „Less is more“ – zu viel oder sehr auffällige Dekoration mit grellen Farben und Mustern können vom eigentlichen Objekt ablenken. Lieber mit weniger Deko starten und im Laufe des Shootings aufstocken, wenn das Bild zu leer wirkt.

Ich bin Ina, Architektin und Foodbloggerin aus Leidenschaft

Bei Globus einzukaufen, ist für mich Familientradition und kulinarische Entdeckungstour zugleich. Darum freue ich mich sehr, euch jeden Monat mit meiner Foodkolumne und einem exklusiven Rezept auf mio-online zu verwöhnen!

www.inaisst.de