"Farmer sind alle gleich. Wenn du ihnen über den Weg läufst, erzählen sie dir stundenlang etwas",
sagt Petru du Plessis mit selbstironischem Schmunzeln. Tatsächlich: Beim mio-Besuch auf seiner Farm Bon Esperance nahe der Stadt Stellenbosch gibt er zahlreiche Einblicke in Themen, die ihn und seine Kollegen in Südafrika derzeit beschäftigen.
Da ist zum Beispiel der Klimawandel. In den vergangenen drei Jahren war es in Südafrika deutlich trockener als früher – und Experten rechnen damit, dass dieser Trend anhält und sich eventuell sogar verstärkt. Die Landwirte reagieren darauf, indem sie neue Sorten ausprobieren, die direkt hier im Land oder in anderen heißen, trockenen Gebieten entwickelt wurden. Diese Sorten sind an die klimatischen Bedingungen optimal angepasst.

Sortenvielfalt für jeden Geschmack
„Auf Bon Esperance haben wir etwa 85 verschiedene Pflaumensorten. Jedes Jahr werden 10 bis 20 von ihnen durch neue ersetzt“, verrät der Farmer. Mit den Sortenwechseln entsprechen er und andere Obstbauern aber nicht nur den veränderten Wetterbedingungen, sondern auch den Wünschen des Marktes. Verbraucher auf der ganzen Welt lieben es schließlich, mit neuen, köstlichen Aromen verwöhnt zu werden!
Bei den Pflaumen geht es dabei vor allem um eines: Möglichst süß sollen sie sein. „Früher lag der Zuckeranteil einer Pflaume bei elf oder zwölf Prozent. Heute sind es meist 16 bis 20 Prozent“, berichtet du Plessis und staunt fast selbst ein bisschen: „Wohin das noch führen soll, weiß ich nicht!“ Wohin der Weg seiner Pflaumen führt, ist hingegen klar, wie uns seine sechsjährige Tochter demonstriert. Als sie beobachtet, dass ihr Vater uns Besuchern unter anderem ihre Lieblingssorte vorstellt, huscht sie blitzschnell unter seinem Arm hervor, schnappt sich eine Frucht und steckt sie sich genussvoll in den Mund.
Besser als Süßigkeiten
„Wenn ich meine Tochter frage, ob sie Süßigkeiten oder diese Pflaumen will, nimmt sie die Pflaumen“, versichert der Vater stolz. Was hat es mit diesen Lieblingspflaumen auf sich? Unter einer grünlichen Schale, die auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, offenbart sich ein tief dunkelrotes Fruchtfleisch, das saftig und zuckersüß ist. „Green-Red“ heißen sie und sind in dieser Saison erstmals bei Globus erhältlich – ebenso wie viele andere rote und gelbe Pflaumen aus Südafrika.

Neue Züchtungen für das Klima am Kap
Auch bei Äpfeln ist große Vielfalt gefragt. Um neue Sorten zu entwickeln, die genau hier in Südafrika perfekt gedeihen können, gibt es umfangreiche Zuchtprogramme. Zu denen gehört, dass junge Pflanzen zunächst für ein bis zwei Jahre in Quarantänestationen beobachtet und auf ihre Anfälligkeit für Bakterien, Viren und Pilze getestet werden.
Zwar behauptet der Golden Delicious ungeschlagen seine Position als meistangebauter Apfel, aber Neuheiten gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Welcher Apfel zu welchen Kunden passt, wird genau ermittelt, denn international gibt es da große Unterschiede. So mögen zum Beispiel die Chinesen zuckersüße Äpfel, während es für die Europäer gerne auch etwas säuerlich sein darf. Software-Entwickler der Firma Provar haben die Online-Plattform „Culteva“ und eine dazugehörige App entwickelt, um die Daten der zahlreichen Sorten erfassen zu können und ihre geschmacklichen Qualitäten miteinander vergleichbar zu machen.
Innovation und Handarbeit
Nur solche Sorten, die rundum überzeugen, gelangen auf die Plantagen. Dort greifen die Farmer dann während des eigentlichen Anbaus auf weitere hochmoderne Innovationen zurück. So erklärt zum Beispiel Calla du Toit, der auf seiner Farm Ouplaas in der Region Ceres Äpfel und Birnen anbaut, dass er vom Smartphone aus die Beregnungsanlagen auf seinen Feldern steuern kann, um immer genau die Menge an Wasser zu nutzen, die wirklich gebraucht wird.
Lediglich die Ernte erfolgt noch genauso wie vor Jahrhunderten: von Hand. „Äpfel und Birnen sind auch mit millionenschwerer Forschung nicht mechanisch zu ernten“, ist Calla du Toit überzeugt.
